Am 18. April war es nach rund sechsmonatiger Vorbereitungszeit wieder soweit: Pünktlich um 8.18 Uhr startete der Sonderzug DPE 75947 der IG Preßnitztalbahn e. V. mit einem DESIRO VT 642 der DB Erzgebirgsbahn ab Chemnitz Hauptbahnhof zunächst in Richtung Dresden. Der ursprünglich geplante VT 798 „Roter Brummer“ stand reparaturbedingt nicht zur Verfügung, dankenswerterweise konnte die Erzgebirgsbahn kurzfristig für Aushilfe sorgen.
Im komfortablen Triebwagen fanden sich schnell die ersten Gesprächsrunden zusammen. In Dresden-Neustadt wurden dann noch weitere Teilnehmer aufgenommen. Mit 65 Vereinsmitgliedern an Bord ging die Fahrt nun über Priestewitz, Großenhain Cottbuser Bahnhof in Richtung Lausitz. Das frühlingshafte Wetter, die vorbeieilende Landschaft, zahlreiche kleine Gesprächsgruppen im Zug und die immer dicht umlagerten Zugänge zu den Führerständen, die einen direkten Blick auf die Strecke ermöglichten, ließen die Zeit wie im Fluge vergehen. Die mitgeführten Getränke und der kleine Imbiss dienten zusätzlich der Stärkung.
Um 11.30 Uhr erreichte unser Sonderzug Finsterwalde NL. Dort wurden wir vom Lotsen und Mitbetreiber der Schipkau-Finsterwalder Eisenbahn empfangen und es ging exklusiv auf dieser reaktivierten Strecke weiter nach Lichterfeld. Dort, in unmittelbarer Nähe des Besucherbergwerkes F60, endete der erste Teil unseres Ausfluges. Nun ging es zu Fuß weiter zur rund 500 m von der Endstation der Eisenbahn befindlichen Abraumförderbrücke F60.
Die Abraumbrücke F60 am ehemaligen Tagebau Klettwitz-Nord – eine der größten beweglichen Arbeitsmaschinen der Welt und die einzige als Ausstellungsobjekt frei zugängliche ihrer Art – wurde vor Ort von 1989-1991 durch TAKRAF erbaut. Die Bezeichnung „F60“ steht hierbei für die Abtragsmächtigkeit von 60 m im Hoch- und Tiefschnitt der beteiligten Bagger. Der Stahlkoloss hat ein Gesamtlänge von 502 m, eine Breite von 204 m und eine Höhe von fast 80 m. Er war nur von März 1991 bis Juni 1992 insgesamt 13 Monate in Betrieb und wurde dann aus energiepolitischen Gründen stillgelegt. Engagierten Personen aus der Region ist es zu verdanken, dass dieser Koloss der vorgesehenen Sprengung entgehen konnte und heute als Symbol für die Industriegeschichte der Region zur Verfügung steht. Heute, nach teilweisem Rückbau von Baugruppen, sind trotzdem noch ca. 11.000 Tonnen Stahl vorhanden.
In Gruppen zu je 20 Personen wurde die Abraumförderbrücke F60 besichtigt. Ein Tourenführer stellte dabei die Abraumförderbrücke F60 mit ihrer Historie, den technischen Daten und allgemeinen Erklärungen zum Braunkohleabbau vor. Am höchsten Punkt der Abraumförderbrücke, in rund 80 m Höhe bei frischem Frühlingswind mit eingestreuten Regenschauern und Schneeflocken, hat man einen herrlichen Blick über das Lausitzer Kohlerevier.
Nach dem Abstieg von der Abraumförderbrücke ging es zur Stärkung noch in die Steigerstube. Wer Interesse hatte, konnte sich auch in einer Ausstellung zusätzlich über die Braunkohlegewinnung in der Lausitz oder per Video nochmals über die Abraumförderbrücke informieren.
Gegen 15.30 Uhr ging es mit den VT 642 von Lichterfeld über Finsterwalde NL, Senftenberg, Großenhain Cottb.-Bf., Priestewitz nach Dresden-Neustadt zurück, wo die ersten Vereinsmitglieder den Sonderzug verließen. Um 20 Uhr war dann auch wieder der Ausgangspunkt des Vereinsausfluges, der Chemnitzer Hauptbahnhof, erreicht.
Ein erlebnisreicher Tag mit vielen Eindrücken und interessanten Gesprächen ging mit dem Motto „Auf eine Neues im nächsten Jahr“ zu Ende.
Vielen Dank an alle, die an der Vorbereitung und Durchführung des Vereinsausfluges beteiligt waren.
Wilfried Schinkel
Der Artikel wurde im „PK-Spezial“ Ausgabe 21, Juli 2015 veröffentlicht.
